Der Freitagmorgen im Landgericht Essen beginnt für Thomas Middelhoff mit einer Tasse Espresso. Er hockt im hintersten Winkel der Kantine, auf weißen Plastikstühlen unter einem ausgeblichenen Sonnenschirm. Der frühere Top-Manager, “Big T” genannt, trägt einen dunklen Anzug, ein blütenweißes Hemd, goldene Manschettenknöpfe und lächelt tapfer in das Smartphone eines Fernsehjournalisten, der den vielleicht letzten Kaffee Middelhoffs in Freiheit verewigen möchte.
Seine gesunde Bräune, mit der Middelhoff über sechs Monate die Zuschauer in Saal 101 des Gerichts beeindruckte, ist inzwischen einer fahlen Blässe gewichen. Der 61-Jährige sieht erschöpft aus. Jörg Schmitt, der Vorsitzende Richter, wird die Verwandlung des Angeklagten später mit den Worten beschreiben, es sei deutlich zu erkennen gewesen, in welchem Ausmaß der Prozess Middelhoff “psychisch belastet” habe.